Digital? Ja. Sicher? Noch lange nicht. – Warum wir jetzt klare Linien für die digitale Zukunft ziehen müssen

Liebe Leserinnen und Leser.

Von der Cybersicherheit über die Abschaltung des 2G-Netzes bis hin zum Glasfaserausbau – Deutschland steht an einem digitalen Scheideweg. Doch wenn aus Potenzialen keine praxistauglichen Lösungen werden, droht der Fortschritt zur Farce zu verkommen.

Deutschland ist digital – zumindest auf den ersten Blick. Wir kommunizieren per Mail, posten in sozialen Netzwerken und steuern unsere Heizung per App. Doch der digitale Alltag im Jahr 2025 zeigt vor allem eines: Wir bewegen uns auf einem fragilen Fundament. Die digitale Transformation ist in vielen Bereichen zu schnell für die Strukturen, zu langsam für den Wettbewerb und vor allem: zu wenig sicher für eine moderne Gesellschaft.

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Das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) bringt es auf den Punkt: Cybersicherheit muss menschzentriert gestaltet sein – oder sie findet schlicht nicht statt. In seinem aktuellen Whitepaper fordert das BSI, Sicherheitsmaßnahmen endlich so zu denken, dass sie nicht nur technisch brillant, sondern vor allem nutzerfreundlich sind. Denn was nicht verstanden oder genutzt wird, schützt niemanden. Sicherheit muss sich in der Lebensrealität der Menschen verankern – von der Wohnungswirtschaft bis zur Verwaltung. Mehr im Artikel Usable Security: Menschzentrierte Cybersicherheit als zentrales Qualitätsmerkmal

Die 2G-Abschaltung – Modernisierung mit Ansage

Ein weiteres Beispiel, wie digitale Infrastruktur zur Herausforderung wird, zeigt sich am Horizont des Mobilfunks: Die Deutsche Telekom schaltet 2028 das 2G-Netz ab. Was für Smartphone-Nutzer kaum bemerkbar ist, ist für Betreiber von Aufzugsanlagen eine kleine technische Revolution mit großem Handlungsdruck.

Rund 400.000 Aufzüge in Deutschland kommunizieren im Notfall derzeit über das GSM-Netz – und stehen damit vor dem digitalen Aus, wenn nicht rechtzeitig modernisiert wird. Betreiber sind gesetzlich verpflichtet, funktionierende Zwei-Wege-Notrufsysteme sicherzustellen. Wer jetzt nicht plant und handelt, riskiert nicht nur Betriebsausfälle, sondern auch Haftungsrisiken.

Doch die 2G-Abschaltung ist nicht nur eine Pflicht, sondern auch eine Chance zur umfassenden Digitalisierung bestehender Anlagen. Wer in neue Kommunikationssysteme investiert, kann gleichzeitig Fernwartung, Diagnosefunktionen und Energieverbrauchsmonitoring integrieren. Damit wird die Anlage nicht nur sicherer, sondern auch effizienter – und das ist im Gebäudebestand die wahre Währung der Zukunft. Lesen Sie den Beitrag Die Abschaltung des 2G-Netzes: Herausforderung und Chance für Aufzugsbetreiber.

Glasfaser für alle – aber bitte nicht gegen alle

Parallel zur technischen Infrastrukturdebatte um Aufzüge und Notrufsysteme sorgt auch die Digitalstrategie des Bundesministeriums für Digitales und Staatsmodernisierung (BMDS) für Kritik – insbesondere bei der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft. Die Eckpunkte für einen beschleunigten Glasfaserausbau stoßen bei den drei maßgeblichen Branchenverbänden auf einhelligen Widerspruch.

Kai Warnecke von Haus & Grund warnt vor einem „Eingriff zulasten der Eigentumsrechte“. Eine Ausweitung der Duldungspflichten, wie sie derzeit im Raum steht, schafft laut Warnecke keine Klarheit, sondern Konfliktpotenzial – und das in einer Phase, in der Investitionen und Kooperationen gefördert werden müssten, nicht erschwert.

Axel Gedaschko vom GdW kritisiert ebenfalls die geplante Regulierungswut. Statt praktikabler Anreize sieht er eine gefährliche Tendenz zur Überregulierung. „Wir brauchen keine Zwangsmaßnahmen, sondern investitionsfreundliche Rahmenbedingungen“, so sein deutliches Fazit.

Und auch Dirk Salewski vom BFW stellt klar: „Kontraproduktive Eingriffe in Grundrechte und Wettbewerb gefährden die Investitionsbereitschaft unserer Unternehmen.“ Wer Glasfaser erzwingen will, statt Partnerschaften zu fördern, torpediert die Grundlagen des bisherigen Ausbaus. Mehr in dieser Ausgabe.

Deutschland digital – aber nur mit den richtigen Bedingungen

Deutschland ist auf dem Weg in die digitale Zukunft – doch dieser Weg ist noch lange nicht gepflastert. Ob bei Cybersicherheit, beim Mobilfunknetz oder beim Glasfaserausbau: Es braucht eine Strategie, die nicht nur auf Geschwindigkeit, sondern auf Qualität, Sicherheit und Kooperation setzt.

Was wir jetzt brauchen, sind klare Leitplanken: Cybersicherheit muss zur Alltagskompetenz werden. Technische Modernisierung darf nicht aufgeschoben werden – gerade im Bestand. Glasfaser muss im Dialog mit Eigentümern und Betreibern entstehen, nicht gegen sie.

Denn eines ist klar: Der digitale Fortschritt kann nur gelingen, wenn alle Beteiligten eingebunden, ernst genommen und unterstützt werden. Nur so wird aus der Vision einer smarten Infrastruktur Wirklichkeit – und Deutschland tatsächlich digital.

September 2025 – Wohnungswirtschaft digital. Ausgabe 43 – mit vielen neuen Anregungen.

Klicken Sie mal rein.

Bleiben Sie zuversichtlich, virenfrei und nachhaltig.

Ihr Gerd Warda

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