Nach Hochwasser ist der Keller vollgelaufen – Was ist zu tun?

Immer wieder richten Unwetter und Hochwasser große Schäden an. Keller laufen voll, Häuser werden teilweise oder ganz zerstört. Bei Hochwasserschäden sind professionelle Hilfe und gute Orientierung zur Sanierung und Wiederherstellung wichtig. Wer voreilig handelt, hat möglicherweise mit langfristigen Folgen zu kämpfen.

Grundsätzlich gilt: Die Sanierung von Hochwasserschäden an Gebäuden sowie den dabei entstandenen Feuchte- und Schimmelschäden ist nichts für Heimwerker:innen.

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Aber Vorsicht: Nicht immer ist bei Handwerksfirmen das gesamte Fachpersonal mit den erforderlichen Spezialkenntnissen ausgestattet. Deshalb haben Experten aus den Verbraucherzentralen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen zum Thema: Schäden durch Hochwasser – Tipps zur ersten Orientierung, für die Sanierung und fachgerechte Handwerkersuche zusammengestellt.

Ein Sachverständiger beurteilt den Schaden. Foto: AdobeStock_446218863

Die wichtigsten Schritte sind nun:

  • Bevor mit Sanierungsarbeiten begonnen wird, sollten Bausachverständige und Statiker:innen das Bauwerk zunächst auf seine Standfestigkeit prüfen.
  • Die erforderlichen Maßnahmen zur Trockenlegung und Sanierung des Baukörpers müssen fachlich korrekt geplant und ausgeführt werden.
  • Insbesondere bei größeren Schäden müssen Sie Sachverständige zur Beurteilung des Schadensausmaßes heranziehen. Sie erarbeiten auch ein Konzept zur weiteren Vorgehensweise für Trocknung und Sanierung.
  • Nur sie können durch Kontrollmessungen auch den Erfolg der Sanierungsmaßnahmen beurteilen.

Was muss ich bei der Schadensfeststellung beachten?

Hochwasser hinterlässt oft übel riechenden, giftigen Schlamm, eine Menge Unrat, nasse Wände und  zahlreiche Gebäudeschäden.

Bereiche, die überflutet sind und unter Wasser stehen, sollten Sie mit besonderer Vorsicht betreten. Stellen Sie sicher, dass der Strom abgestellt ist, sonst riskieren Sie einen Stromschlag.

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Sie sollten mit den Aufräumarbeiten unmittelbar nach dem Abklingen des Hochwassers beginnen. Dazu müssen Sie alle von Schlamm und Schmutz befallenen Materialien entfernen oder zumindest gut reinigen, zum Beispiel mit einem Wasserschlauch. Trocknen angeschwemmte Schmutz- und Schadstoffe an oder dringen sie in Putz, Holz oder Böden ein, entstehen Schäden, die sich schwer beheben lassen oder wesentliche Mehrarbeit bei der Reinigung mit sich bringen.

Haustechnische Installationen

Alle Versorgungsleitungen und die Elemente der Haustechnik, wie Elektro-, Gas-, Heizungs- und Wasserinstallationen müssen auf Funktionstüchtigkeit und Dichtheit geprüft werden.

Eine Inbetriebnahme darf nur nach fachlicher Prüfung erfolgen, da sonst Lebensgefahr besteht! Dies gilt insbesondere für alle elektrischen Installationen. Für die Überprüfungen sind entsprechend fachkundige und zugelassene Handwerksfirmen oder Sachverständige zu beauftragen.

Elektronische Bauteile, die nass geworden sind, sind in der Regel nicht mehr funktionstüchtig und müssen ausgetauscht werden. Das betrifft insbesondere Sicherungen und Schutzeinrichtungen in der elektrischen Verteilung, wie FI-Schalter. Ihre Schutzwirkung ist sonst nicht mehr gegeben. Aber auch Elektronik, die zum Beispiel in Heizungs- oder Lüftungsanlagen verbaut ist und mit Wasser in Berührung gekommen ist, muss meist erneuert werden.

Bei der Heizungsanlage muss geklärt werden, ob sie noch repariert werden kann oder erneuert werden muss. Gasinstallationen, Öltanks und Ölleitungen müssen auf Schäden überprüft werden. Lagerräume für Brennstoffe wie Holzpellets müssen gereinigt oder Instand gesetzt werden. Feucht gewordene Holzpellets quellen auf, werden dadurch unbrauchbar und müssen entsorgt werden.

Da durch verunreinigtes Wasser Gesundheitsgefahr besteht, muss auch die gesamte Trinkwasserinstallation auf Schäden geprüft und vor Inbetriebnahme fachgerecht gereinigt und gespült werden.

An Stahlrohren kann sich Rost bilden

Bei Kalt- und Warmwasser- sowie Heizleitungen aus Stahlrohr könnte sich Rost bilden. Durchnässte Dämmung sollte daher entfernt werden, damit die Rohre gereinigt und getrocknet werden können. Alte Leitungssysteme sind oft im Rohrinneren noch stärker korrodiert als von außen. Dies lässt sich anhand von Leitungsdruckmessungen leicht feststellen. Ein Austausch eines solchen Leitungssystems durch Kupferrohrleitungen oder Metallverbundleitungen ist empfehlenswert. Bauteile wie Rückschlagklappen, Revisionsöffnungen und Hebeanlagen sollten ebenfalls überprüft werden.

Die Abwasserleitung sollte durch eine Videoendoskopie auf Schäden beziehungsweise eventuelle Verstopfung zu geprüft werden.

Schachttrocknung

Viele Rohrleitungsbrüche sind alterungsbedingt oder auf frühere, nicht fachgerecht sanierte Wasserschäden zurückzuführen. Es empfiehlt sich daher, nach eingetretenen Wasserschäden auch Boden- oder Wandschächte entfeuchten zu lassen, so dass eine Korrosion der Leitungen verhindert wird.

Wie bei allen Hohlraumtrocknungen wird durch ein Trocknungsgerät Luft über ein Schlauchsystem in die Schächte eingeblasen. Diese durchströmt die Schächte und sorgt für eine stetige Verminderung des Feuchtigkeitsgehaltes.

Wie läuft die Sanierung nach einem Hochwasserschaden ab?

Wenn das Hochwasser zurückgegangen ist, muss zunächst das Wasser aus dem Gebäude gepumpt werden. Anfangs werden dafür häufig aggregatbetriebene Pumpen zum Einsatz kommen.

Ein mit Mauerwerkswänden errichteter Keller darf nicht zu früh ausgepumpt werden. Dringt das Wasser durch diese in den Keller, ist möglicherweise das Kellergeschoss außen von Wasser umgeben. Ist dies der Fall und der Keller wird leer gepumpt, drückt das Wasser von unten und von den Seiten auf Fundamente und Kellerwände.

Risse können sich bilden, schlimmstenfalls brechen Bodenplatte oder Kellerwände auf. Das einströmende Wasser schwemmt auch Sand und Kies aus dem Untergrund heraus. Es könnten dann Fundamente absacken und Setzrisse in den Wänden entstehen. Daher sollten Bausachverständige ans Werk, die die Standsicherheit des Gebäudes im Blick haben.

Das verbleibende Wasser samt Schlamm und Schmutz sollte mit speziellen Industriesaugern oder Nasssaugern soweit wie möglich entfernt werden.

Neben Unrat und nassem Mobiliar müssen durchfeuchtete Tapeten und Gips- und Kalkgipsputze bis circa einen Meter oberhalb der sichtbaren Schadenshöhe entfernt werden. Sie sind ein idealer Nährboden für Schimmel und verhindern sonst das Austrocknen der Wände. Auch Innentüren und Zargen aus Holzwerkstoffen müssen entfernt werden. Sie sind durch Feuchtigkeit aufgequollen und unbrauchbar. Vorsicht gilt außerdem beim Umgang mit belasteten Materialien. Hier sollten Sie geeignete Schutzmaßnahmen treffen.

Möglichst unmittelbar, sobald alle Räume wieder zur Begutachtung begehbar sind, sollten Sachverständige das Gebäude auf mögliche Schäden untersuchen und dies dokumentieren. Im Sachverständigenverzeichnis der IHK finden Sie den richtigen Ansprechpartner.

Zunächst betrifft dies Schäden am Bauwerk selbst, zum Beispiel Risse, undichte Stellen oder Putzschäden. Da bereits nach wenigen Tagen auch mit Schimmelbefall zu rechnen ist, müssen sowohl der mikrobielle Befall als auch die Belastungen durch eingedrungene Schadstoffe wie Öl, Chemikalien oder Fäkalien hinsichtlich der entstandenen Gesundheitsgefährdung untersucht und fachgerecht beseitigt werden. Danach sollten Heizungs-, Sanitär- und Elektro-Installationen überprüft werden.

Besonders überflutungsgefährdet sind Häuser in Geländetiefpunkten, in Hanglagen oder in der Nähe von Bächen, Flüssen und Seen. Durch die Klimaveränderung und lokal heftigen Starkregen besteht mittlerweile jedoch überall ein Risiko.

Daher muss untersucht werden, auf welchen Wegen das Wasser in das Gebäude eingedrungen ist. Diese Stellen sollten dann gegebenenfalls nachträglich abgedichtet werden, um das Risiko einer Überflutung oder größerer Schäden für die Zukunft zu minimieren.

Ist das Wasser hauptsächlich über die Kellerfenster eingedrungen, sollten Sie den Einbau von druckwasserdichten Kellerfenstern planen.

Quelle:  Verbraucherzentralen Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen für das Netzwerk der Verbraucherzentralen in Deutschland

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Weitere Tipps finden Sie im BuchFeuchtigkeit und Schimmelbildung – Erkennen, beseitigen, vorbeugen“ im Ratgeber-Shop der Verbraucherzentrale.

Forum Leitungswasser erscheint in Kooperation mit der Initiative Schadenprävention und  der AVW Gruppe

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