Gemeinschaften ohne guten Verwalter riskieren Kopf und Kragen

In Deutschland gibt es rund zehn Millionen Eigentumswohnungen. Um sie fachgerecht zu managen, beauftragen die Wohnungseigentümergemeinschaften in der Regel eine Immobilienverwaltung. Aber woran lässt sich ein professionelles Unternehmen erkennen? Thomas Meier, Präsident des BVI Bundesfachverbandes der Immobilienverwalter e. V., erklärt, auf welche Qualitätskriterien es ankommt.

„Eine gute Immobilienverwaltung zu finden ist heutzutage nicht einfach“, sagt BVI-Präsident Thomas Meier. So gibt es nach Angaben des Statistischen Bundesamtes rund 22.000 Unternehmen in Deutschland, die auf die Bewirtschaftung von Wohn- und Gewerbeimmobilien spezialisiert sind. Der BVI Bundesfachverband der Immobilienverwalter e. V. stuft jedoch nur rund ein Zehntel als qualifiziert für große Wohnanlagen ein. Wohnungseigentümer, die gemeinsam als Gemeinschaft der Wohnungseigentümer (GdWE) den Verwalter festlegen, sollten bei der Auswahl daher strenge Kriterien anlegen, um die Spreu vom Weizen zu trennen, empfiehlt Meier.

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Ein genauer Blick lohne sich, schließlich kümmerten sich viele Immobilienverwalter nicht nur darum, dass die Anlagen fachgerecht bewirtschaftet würden – von der Betriebskostenabrechnung über Reparaturen bis zur Planung einer energetischen Sanierung. „Für viele GdWEs managen die Firmen praktisch die Altersvorsorge und hohe finanzielle Werte“, betont der BVI-Präsident. „Angesichts dieser Verantwortung riskieren Gemeinschaften ohne guten Verwalter oft Kopf und Kragen.“

Gütesiegel „IHK-Zertifizierung“

Aber woran erkennen Wohnungseigentümer eine Immobilienverwaltung, die ihr Handwerk versteht? „Wichtig ist, sich nicht von Marketingversprechen oder aufwendigen Internetseiten blenden zu lassen“, sagt der BVI-Präsident. „Eine fachlich qualifizierte Immobilienverwaltung macht transparent, was sie leistet, und hat auf Nachfrage Referenzen zur Hand, die ihre kaufmännische, rechtliche und bauliche Kompetenz belegen.“

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Außerdem sollte das Unternehmen möglichst nah an dem zu verwaltenden Objekt gelegen sein, damit es die Wohnanlage ordnungsgemäß bewirtschaften und sich bei Bedarf mit der GdWE auch vor Ort austauschen könne.

Noch dazu können Eigentümer seit Dezember letzten Jahres ihren Anspruch auf einen zertifizierten Verwalter geltend machen, das heißt, auf einem Verwalter bestehen, der von der IHK offiziell geprüft und zertifiziert wurde oder eine gleichwertige Qualifikation besitzt, deren Kriterien die Zertifizierter-Verwalter-Prüfungsverordnung regelt.

„Damit gibt es erstmals einen Sachkundenachweis für die Branche, für die bisher keine bundesweit einheitlichen Prüfungsstandards existierten“, betont Meier. Viele professionelle Verwalter besitzen das Gütesiegel bereits und nutzen es, um ihre Expertise nach außen sichtbar zu machen. Das zeigt die hohe Nachfrage, die der BVI seit Dezember bei seinen Mitgliedern verzeichnet.

Auf Verbandszugehörigkeit achten

Wer seine Immobilie in sichere Hände legen will, setzt neben dem Zertifikat auf ein Unternehmen, das einem Fachverband angehört, rät Meier. Fachverbände wie der BVI stellen schon seit Jahren hohe Qualitätsstandards bei ihren Mitgliedern sicher. So müssen ordentliche BVI-Mitglieder vor ihrer Aufnahme in den Verband mindestens 500 Einheiten verwalten und eine dreijährige Berufserfahrung vorweisen.

Regelmäßig werden Verbandsmitglieder zudem über neue Rechtsprechungen und Entwicklungen im Bau- und Immobiliengewerbe informiert und erhalten fundierte Handlungsempfehlungen, etwa zum Gebäudeenergiegesetz, zum Breitbandausbau oder zum barrierefreien Wohnen. So können sie Wohnungseigentümer fundiert und zukunftsorientiert beraten. Das ist laut BVI keine Selbstverständlichkeit, wenn man bedenkt, dass Immobilienverwaltungen in ihrem Arbeitsalltag weit mehr als 30 Gesetze und Verordnungen kennen und berücksichtigen müssen.

Vermögensschäden absichern lassen

Zu guter Letzt sollten GdWEs darauf achten, dass die Immobilienverwaltung umfangreich abgesichert ist. „Ein guter Verwalter sollte neben einer Berufshaftpflicht- und einer Betriebshaftpflicht- auch eine Vertrauensschadenversicherung vorweisen können“, betont Meier. Sie versichert Wohnungseigentümer gegen mutwilliges Fehlverhalten der Verwaltung und umfasst auch Vermögensschäden, die durch fahrlässige oder vorsätzliche Verstöße der Mitarbeiter verursacht werden.

Bei BVI-Mitgliedern ist die Police daher schon seit vielen Jahren Pflicht, ebenso wie die Betriebshaftpflicht. „Zusammen mit einer offenen, transparenten Kommunikation entsteht so die Grundlage für das, was vielen Eigentümern unserer Erfahrung nach bei der Bewirtschaftung ihrer Immobilie am wichtigsten ist“, sagt Meier. „Die Gewissheit, dass ihre Immobilie versiert und sicher verwaltet wird.“

Das hat natürlich seinen Preis. Was die Kosten betrifft, sollten sich Wohnungseigentümergemeinschaft und Verwaltungsbeirat mindestens drei Angebote einholen und sich bewusst machen: „Eine qualitativ hochwertige Immobilienverwaltung ist nicht für lau zu haben“, warnt Meier. „Nur wenn die Vergütung fair ist, kann der Verwalter im Sinne der Eigentümer professionell und nachhaltig wirtschaften.“

Weitere Anhaltspunkte, mit denen sich die Professionalität einer Immobilienverwaltung bewerten lässt, finden Wohnungseigentümer in der neuen BVI-Checkliste.

Über den BVI

Der BVI Bundesfachverband der Immobilienverwalter e. V. vertritt seit 1983 professionelle Unternehmen aus der Immobilienverwaltung. Insgesamt gehören dem Verband rund 800 Hausverwaltungen an, die über 1,4 Millionen Einheiten betreuen und damit rund 15 Prozent des Bestandes an Eigentumswohnungen in Deutschland. Die von den Verbandsmitgliedern verwalteten Vermögenswerte in der Immobilienwirtschaft betragen über 140 Milliarden Euro. Thomas Meier ist seit mehr als 20 Jahren Präsident des BVI.

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