Erfahrungen über den VdS-Lehrgang „Verhütung von Leitungswasserschäden“

Seit 2007 wird von der VdS Schadenverhütung GmbH jährlich ein zweitägiges Informations- und Fortbildungsseminar zum Thema „Leitungswasser“ in Köln angeboten. Grundlage des Lehrganges waren dabei unter anderem der Abschlussbericht der Arbeitsgruppe „Leitungswasser“ und der Technische Leitfaden „Leitungswasserschäden“ im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV).

Die Ausarbeitung des technischen Leitfadens mit 120 Seiten erfolgte durch die Projektgruppe „Leitungswasser“ innerhalb des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. 

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Mit diesem Lehrgang soll den Teilnehmern die Möglichkeit gegeben werden, sich mit der komplexen Problematik der Leitungswasserversicherung bzw. den Leitungswasserschäden in verständlicher Form zu beschäftigen.

Als Zielgruppe waren anfangs in erster Linie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus den entsprechenden Sachversicherungsbereichen (Schaden- oder Betriebsabteilungen, sowohl Gewerbe- wie auch Privatkundengeschäft) angesprochen; weiterhin alle anderen Personen, die sich mit der Entstehung und Verhütung von Leitungswasserschäden befassen.

Gerade innerhalb von Versicherungsunternehmen ist der Bedarf an Fortbildung und Schulungen groß. Dabei ist bereits im Technischen Leitfaden festgehalten, dass immer wieder technische Schulungen angeboten werden sollten, um den Mitarbeitern den täglichen Umgang mit Kunden zu erleichtern und den Vertrieb mittels Grundkenntnisse der technischen Seite von Leitungswasserinstallationen und -schäden zu optimieren.

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Hauptziel einer Leitungswasserschulung im Rahmen des Lehrgangs sollte sein, die Teilnehmer für das Thema Leitungswasser zu sensibilisieren und sich der Problematik gut verständlich zu nähern. Eine Schulung sollte verschiedenste Aspekte beleuchten und kann keine speziellen technischen Schulungen ersetzen, die von vielen Herstellern oder Verbänden angeboten werden.

Ein Schaubild, dass auch im Lehrgang verwandt wird, zeigt die komplexen Zusammenhänge, welche Faktoren auf die Trinkwasserinstallation einwirken und zu beachten sind. Bild 1: Schaubild (Quelle: Georg Scholzen)

Das damalige Seminarkonzept für Versicherer sah insgesamt vier Themenkomplexe vor, die nach Meinung der Projektgruppe in einem Lehrgang angeboten werden sollten:

Themenkomplex 1: Die Leitungswasserversicherung

Hier sollte vor allem die Entwicklung der Leitungswasserversicherung mit den Problemen der Versicherungswirtschaft in den verschiedenen Zeitdekaden dargestellt werden.

Themenkomplex 2: Technische Aspekte

Themenkomplex 2 geht intensiv auf die technischen Aspekte, also Normen und Vorschriften, Trinkwasserverordnung und Hygiene, Grundlagen der Korrosion und natürlich Schadenursachen ein.

Themenkomplex 3: Schadenbeispiele und Schadensanierung

Hier werden sehr ausführlich Schadenbeispiele und die Schadenursachen beleuchtet und damit auch die Möglichkeiten der Vermeidung erläutert. Des Weiteren werden die auf dem Markt gängigen Versprechungen von Sanierungsverfahren dargestellt und deren Erfolgsaussichten bewertet.

Themenkomplex 4: Risk-Management

Im Themenkomplex 4 werden Hilfestellungen für individuellen Beratungen beim (Groß-)Kunden empfohlen und von den Möglichkeiten und Grenzen der Schadenverhütung im privaten „Massengeschäft“ abgegrenzt. Es gibt Risikoeinschätzungen über geeignete Hilfsmittel (z. B. Erstellung einer Checkliste) und Einbindung von Sachverständigen.

Aus diesen Vorgaben wurde der VdS-Lehrgang konzipiert.

Aktuelle Inhalte des heutigen VdS-Lehrgangs

Der heutige VdS-Lehrgang, immer wieder aktualisiert und angepasst, umfasst folgende Themen im Überblick:
  • Die Leitungswasserversicherung – Zahlen, Daten, Versicherungsbedingungen
  • Aufbau und Bestandteile einer Wasserinstallation
  • Die Trinkwasserverordnung TrinkwV 2001, Wasserzusammensetzung,
  • Trinkwasserqualität
  • Technische Aspekte, Normen und Vorschriften
  • Schadenbeispiele (mit Kunststoffleitungen)
  • Abwasserleitungen
  • Korrosion – Grundlagen
  • Auswertungen mit Fragebögen/Checklisten
  • Schadenverhütung und Risk-Management bei Großkunden
  • Gefährdungsbeurteilung
  • Sanierung von Wasserschäden
  • Sanierungsverfahren von schadenauffälligen Leitungen
  • Regressmöglichkeiten und Haftpflicht

Wie sieht die Bilanz nach fast 20 Jahren aus?

In der Regel wird ein Lehrgang pro Jahr beim VdS in Köln angeboten. Zielgröße für den Lehrgang sind ca. 15 Teilnehmerinnen, mindestens 5, max. 20. Durch diese Größe können die Referenten individuell auf die Bedürfnisse der Teilnehmerinnen und Teilnehmer eingehen. Dies fördert zugleich die Diskussionen in der Gruppe, was auch positiv in den Rückmeldungen geäußert wird.

Neben dem VdS-Lehrgang in Köln können auch Inhouse-Schulungen angeboten werden. Diese wurden in den letzten Jahren verstärkt von den Versicherungsgesellschaften nachgefragt. Gerade in diesem Jahr wurde eine Inhouse Schulung von einer Versicherungsgesellschaft im Februar 2024 durchgeführt und der VdS-Lehrgang im Frühjahr 2024 mit ca. 10 Teilnehmerinnen und Teilnehmern durchgeführt. Der nächste VdS-Lehrgang wird im nächsten Jahr, in 2025, angeboten.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in den VdS-Lehrgängen in Köln setzen sich in der Regel aus der einen Hälfte von Versicherungsgesellschaften und Maklern, und aus der anderen Hälfte aus Sachverständigen, Architekten, Fachleute von Sanierungs- und Leckagefirmen sowie Technische Leiter von größeren Einrichtungen (Wohnunterunternehmen, Krankenhäusern) zusammen.

Wie sieht die Auswertung aus den Feedbogen der Teilnehmer aus.

Je nach Lehrgang liegt die Rückmeldequote zwischen ca. 50 % bei Inhouse Schulungen und ca. 90 % bei den Seminaren in Köln. Dies lässt sich leicht erklären, da die Motivation sich selbst für einen Lehrgang in Köln zu bewerben ein höheres Eigeninteresse angenommen werden darf, gegenüber einer Gruppe oder Abteilung, die durch die Führungskraft einer Versicherungsgesellschaft angemeldet wird. Außerdem liegt dies sicher auch daran, dass die Teilnehmeranzahl für den Lehrgang beim VdS in der Regel kleiner sind und die Teilnehmer von verschiedenen Gesellschaften, Firmen etc. mit eigenen Fragestellungen kommen, so dass individuell auf die Probleme der Teilnehmer eingegangen wird.

Das Seminar wurde über den gesamten Zeitraum von 20 Jahren insgesamt mit gut (Schulnoten zwischen 1,5 – 2,2) bewertet. Die Qualität der Referenten wird häufig noch besser bewertet, was auch daran liegt, dass versucht wird auf die Themenwünsche der Teilnehmerinnen und Teilnehmer einzugehen. Sehr häufig werden die fachliche Qualität und die Detailkenntnis der Referenten im Textfeld von vielen Teilnehmern positiv hervorgehoben. In der Regel werden die technischen, zum Teil auch sehr komplexen und schwierigen Themen, verständlich dargestellt. Andererseits gibt es auch Grenzen, was dann im Textfeld der Bewertung negativ wiedergegeben wird. Insbesondere zählen dazu die Grundlagen der Korrosion (Elektrochemie) und die Korrosionsvorgänge. Dies ist den Referenten bewusst, andererseits ist ein Grundwissen darüber notwendig, um die Zusammenhänge zwischen Ursache des Schadens, Vermeidung und Prävention zu verstehen.

Für die Referenten sind die Auswertungen sehr wertvoll, weil sie zeigen, wo Anpassungen im Stoff oder in der Darstellung geboten sind, so dass immer wieder geprüft wird, ob und wenn ja, wo Änderungen im Seminarkonzept notwendig sind. Andererseits ist auch klar, wenn die Kritik von Einzelpersonen kommt, dies in der Gesamtbetrachtung der Bewertungen abgewogen werden muss.

Erfreulich kann festgehalten werden, dass bei allen Lehrgängen die Frage nach der Weiterempfehlung des Lehrgangs immer mit 100 % (!) angegeben wurde. Dies ist für die Referenten sehr erfreulich und beachtlich und zeigt, dass das Konzept passt und der Bedarf weiterhin gegeben ist.

Positiv wird auch immer die lockere Art und Weise der Referenten bewertet und dass die Referenten auf die Ansprüche der Gruppe eingehen. Generell wird rückgemeldet, dass viele neue Erkenntnisse vermittelt werden und der Lehrgang hilfreich sei. Dies zeigt sich unter anderem an vielen Schadenbeispielen und den vielen Fotos aus Schäden.

Fazit

Insgesamt zeigt sich, dass das VdS-Schulungsangebot notwendig ist und von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausnahmslos positiv bewertet und weiterempfohlen wird. Gleichzeitig werden mit dem Lehrgang auch technisch anspruchsvolle Themen in die Breite getragen und das Ziel für diese Thematik zu sensibilisieren ist unseres Erachtens gegeben. Gleichwohl ist auch nach fast 20 Jahren weiterhin noch genug Bedarf vorhanden, da mittlerweile jüngere Kolleginnen und Kollegen in den Gesellschaften nachrücken.

Interessant sind die Inhouse-Schulungen deshalb, weil da im Vorfeld sehr genau die Lerninhalte mit den Gesellschaften individuell abgestimmt werden können. Beispielsweise kann gerade für die Versicherungsgesellschaften der Teil der Leitungswasserversicherung entfallen oder wesentlich verkürzt behandelt werden.

Der Lehrgang bietet sich daher auch für andere Zielgruppen an, die durch Leitungswasserschäden besonders betroffen sind. Dazu gehören Kommunen und Wohnungsunternehmen.

Für die Wohnungswirtschaft kann der Lehrgang von Nutzen sein, wenn die aus dem Themenkatalog spezielle Themen schwerpunktmäßig behandelt werden sollen. Daher kann dann eine Inhouse-Schulung für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Wohnungsgesellschaften individuell auf die wesentlichen Inhalte konzentriert werden. In einem Gespräch mit den technischen Verantwortlichen eines Wohnungsunternehmens können die Probleme vorbesprochen und eingegrenzt werden, so dass nicht nur der zeitliche Umfang der Schulungen, sondern auch der Inhalt angepasst werden kann. Hinzu kommt, dass durch Inhouse-Schulungen die Anfahrtszeiten und Übernachtungen entfallen.

Durch Wissen Schäden vorbeugen und minimieren

Die AVW hat mit dem Autor ein entsprechendes Konzept für die Wohnungswirtschaft entwickelt, indem nach einer individuellen Schadenauswertung für das Wohnungsunternehmen zielgenau ein Fortbildungsprogramm mit den Verantwortlichen der Wohnungsgesellschaft abgestimmt werden kann. Ziel sollte auch hier sein, durch Wissen Schäden vorzubeugen und zu minimieren. Allein schon dadurch, dass man die wichtigsten Schadenursachen bei der Planung oder bei der Installation kennt, können später Schäden minimiert werden. Gleichwohl werden in dem Lehrgang auch bewährte aktuelle Techniken vorgestellt, die für alle Wohnungsgesellschaften interessant sein können.

Auch nach fast 20 Jahren VdS-Lehrgang Leitungswasserschäden sind weiterhin Schulungs- und Fortbildungsmaßnahmen zur Prävention notwendig. Für Brandschutzlehrgänge gibt es eine unüberschaubare Anzahl von Angeboten diverser Schulungs- und Fortbildungseinrichtungen. Teilweise sind Brandschutzbeauftragte in den Betrieben vorgeschrieben. Für Leitungswasserschäden, die in Deutschland einen wesentlichen größeren finanziellen Schaden verursachen, sind Schulungs- und Fortbildungsangebote sehr rar gesät. Daher ist der VdS-Lehrgang so wichtig, um allen Beteiligten die Möglichkeiten zu geben, sich weiter zu bilden. Auch in Zukunft wird daher der VdS-Lehrgang Leitungswasserschäden notwendig sein und aktuelle Themen aufgreifen und sensibilisieren.

Gerorg Scholzen

Forum Leitungswasser erscheint in Kooperation mit der Initiative Schadenprävention und  der AVW Gruppe

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