Architektenkammer Niedersachsen: Wer jetzt billig baut, handelt nicht zukunftsgerecht.

Die Architektenkammer Niedersachsen ist Teil des Bündnisses für bezahlbares Wohnen des Landes Niedersachsen und zahlreicher Interessensverbände und bringt intensiv die Sichtweise der Architektenschaft in die gegenwärtigen Diskussionen zum schnellen und kostengünstigen Wohnungsbau ein. Die Kammer begrüßt das Bündnis sehr und zog bei seiner Vorstandssitzung am 22. August 2018 in Hannover eine positive Zwischenbilanz der Arbeit. Die Veränderung baulicher Standards wird von der Kammer als Chance gesehen: „Niemand will beispielsweise den Schallschutz abschaffen“, sagt Kammerpräsident Robert Marlow, „aber wir sollten Schallschutz und auch andere bauliche Standards mit gesundem Augenmaß betrachten.“ Der Vorstand der Architektenkammer forderte auf seiner Sitzung zudem mehr geförderte Modellprojekte, damit die Wohnungswirtschaft konkret vor Ort alternative Planungsideen betrachten und auf neue Projekte übertragen könne.

Die Kammer warnte außerdem davor, aufgrund des hohen Drucks, der gegenwärtig auf den Wohnungsmarkt wirkt, die städtebaulichen Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Kammerpräsident Robert Marlow: „Wir dürfen nicht die Kosten zum einzigen Kriterium machen. Wer jetzt billig baut, handelt nicht zukunftsgerecht. Nachhaltige und umweltgerechte Konzepte sind dringend geboten, um keine hastig errichteten neuen Problemviertel entstehen zu lassen. Neben einzelnen Gebäuden müssen wir die Quartiere als Ganzes betrachten – für heute und für die Zukunft.“

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Gute Gestaltung bedeutet Akzeptanz durch die Bewohner

Marlow betonte, dass gerade die Gestaltung der Gebäude kein schmückendes Beiwerk sei, auf das aus Kostengründen verzichtet werden könne und zudem auch bei guter Planung nicht zwangsläufig kostentreibend wirken müsse. „Gute Gestaltung bedeutet Akzeptanz durch die Bewohner. Nur wer gerne in seiner Wohnung, in seinem Haus und in seinem Quartier lebt, wird es auch wertschätzen, sich darum kümmern und sich in die Stadtgesellschaft einbringen.“ Zudem müsse aus Gründen des Klimaschutzes eine umweltgerechte Architektur umgesetzt werden. „Das was wir heute bauen, steht für die nächsten Jahrzehnte und sollte auch so lange nachhaltig funktionieren – ökologisch, gestalterisch, technisch und sozial.“Der Kammervorstand forderte zudem Bund, Land und Kommunen beim Grundstücksverkauf dazu auf, das beste Konzept umzusetzen und nicht Höchstpreisangeboten den Vorzug zu geben, um das Bauen von nachhaltigen, städtebaulichen, architektonischen und sozialen Qualitäten zu fördern. Neben Kammerpräsident Robert Marlow, der Mitglied der Lenkungsgruppe ist, arbeiten weitere Vorstandsmitglieder der Architektenkammer in den verschiedenen Arbeitsgruppen des Bündnisses. Erste Ergebnisse sollen am 7. November 2018 beim Wohnungspolitischen Kongress vorgestellt werden.

Lars Menz

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