Ziel ist Wohnzufriedenheit und faire Wohnversorgung

Ewald Kirschner, Generaldirektor der Gesiba, macht Mut zum großvolumigen Wohnbau, denn nicht nur Wien wächst. Der knappe Baugrund zwingt zu kompakten Lösungen. Für ihn schließen kluge städtebauliche Konzepte leistbaren Wohnraum selbstverständlich mit ein – denn gute Architektur muss nicht teuer sein, wie er im Interview erläutert.
GISELA GARY

Sie haben eine langjährige Erfahrung im sozialen Wohnbau – welche Themen sind wirklich neu für Sie? Ist das Thema leistbarer Wohnraum nicht schon längst ein Dauerthema?

Ewald Kirschner: „Da haben Sie Recht, aber dennoch, die Parameter haben sich verändert, so wie auch die Demografie. Aber gerade in Wien, da hatten wir immer schon einen starken Zuzug. Was aber sicher neu als Herausforderung hinzugekommen ist, ist das knappe Bauland. Der Stadtentwicklungsplan 2025, Step, verlangt einen Grünflächenanteil von 50 Prozent – da muss uns klar sein, dass wenn wir 8.000 bis 10.000 Wohneinheiten in Wien pro Jahr bauen wollen/sollen, dass der Baugrund zukünftig noch knapper werden wird. Eine andere Entwicklung betrifft jedoch die Baukosten – in den vergangenen eineinhalb Jahren sind diese um gut 15 Prozent gestiegen. Da wird es nicht leicht sein, leistbaren Wohnraum flächendeckend anbieten zu können, da brauchen wir neue Ansätze.“

- Anzeige -

Das heißt, dass mehr in die Sanierung fließen muss – und auch in Hochhäuser?
Kirschner: „Durchaus – wir brauchen auf jeden Fall mehr Mut zum großvolumigen Wohnbau – hier gibt es immer noch Vorbehalte, wobei wir ja das beste Beispiel mitten in Wien haben: den Wohnpark Alt Erlaa, der mit 3.200 Wohnungen und einer 98prozentigen Wohnzufriedenheit sensationell gut funktioniert. Aber auch die Sanierung hat einen hohen Stellenwert und muss vorangetrieben werden – da braucht es vor allem politische Signale, die auch in Hinsicht auf unsere vereinbarten Klimaschutzziele dringend notwendig sind.“

Welche Rahmenbedingungen wünschen Sie sich für die gemeinnützigen Bauträger, um die Ansprüche an Ökologie, Leistbarkeit und soziale Nachhaltigkeit mit hoher Qualität weiterhin erfüllen zu können?

Kirschner: „Klarheit – vor allem. Aber ich denke, wir können in Österreich nicht klagen. Aber natürlich, ich finde, man muss als Bauträger die Möglichkeit haben, von Projekt zu Projekt entscheiden zu können und deshalb halte ich nichts von strikten Vorgaben, die zum Teil überzogen sind wie sie es bspw in puncto Haustechnik
oder Brandschutz durchaus gibt. Gute funktionale Architektur muss nicht teuer sein – das sieht man auch bei den Gemeindebauten der Stadt Wien aus den 20er Jahren. Ich will das bisherige Niveau halten – und ich bin davon überzeugt, dass das mit klugen städtebaulichen Konzepten auch möglich ist.“

Wie definieren Sie Wohnqualität?

Kirschner: „Das ist sicher für jeden ein wenig anders. Aber wir sehen bei Alt Erlaa, wie die Wohnqualität seit mehreren Generationen geschätzt wird – und dann gibt es offensichtlich auch keine Fluktuation und keine Probleme. Eine kleine Wohnung mit einem klug geschnittenen Grundriss kann aber ebenso qualitätsvoll sein wie ein Generationen-wohnen-Projekt mit vielen Gemeinschaftsräumen.

Aber der Standard heute, mit Freiflächen bei jeder Wohnung, Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel etc., da sind wir mit Sicherheit in puncto Wohnqualität bereits Vorreiter in Europa.“

- Anzeige -

Der soziale Wohnbau kommt zusehends unter Druck – die Baukosten sind ein Grund, aber auch die überteuerten Baugründe. Sehen Sie hier einen politischen Willen zur Veränderung?

Kirschner: „Ja, das ist korrekt – hier gibt es einen dringenden Handlungsbedarf, aber ich bin davon überzeugt, dass wir uns in die richtige Richtung bewegen. Dazu zählen für mich die Ansätze zur Baulandreservierung für den geförderten Wohnbau ebenso wie auch die neue Widmungskategorie `geförderter Wohnbau` in der Wiener Bauordnung. Die Grundkosten werden dadurch im geförderten Wohnbau mit 188 Euro pro Quadratmeter Bruttogrundfläche begrenzt. Gut finde ich auch die Förderungsdauer von fast 40 Jahren und den Ansatz, dass die Wohnungen weder mit Gewinn vermietet noch verkauft werden dürfen – damit ist der Spekulation ein Riegel vorgeschoben.“

Die Wohnbau-Initiative ist ein gutes Instrument zur Realisierung von mehr und leistbaren Wohnbauten – aber ist das genug? Können Sie sich eine Ausweitung der Wohnbauförderung vorstellen?

Kirschner:„Die Wohnbauinitiative wurde als zweite Schiene parallel zum geförderten Wohnbau ins Leben gerufen. Das war sicher eine gute Idee. Wir haben Projekte in beiden Systemen mit Erfolg realisiert. Ich finde es auch gut, dass die Initiative fortgeführt wird, denn diese wirkt auch…

zum vollständigen Artikel als PDF

Lesen Sie die nächsten Artikel dieser Ausgabe

Lesen Sie Artikel zum selben Thema