Wird Software wichtiger als Hardware?

Wer möchte das nicht: selbstbestimmt alt werden zuhause? Doch was braucht es dazu? Welche Räume und Nachbarschaften, welche Dienste und Techniken? Beim diesjährigen ETH Forum Wohnungsbau in Zürich stand das immer aktueller werdende Thema unter dem Schlagwort „Ageing in place“ am Prüfstand neuer Ansätze.
RAIMUND GUTMANN

In der Auseinandersetzung mit dem Thema „Wohnen im Alter“ ist es grundsätzlich nicht neu, dass sich Alltagsgestaltung und Unterstützungsbedarf mit zunehmendem Alter in dynamischer und oft unerwarteter Weise verändern. Dabei werden Sicherheit, nachbarschaftliche Beziehungen, die Qualität des Quartiers und ein verlässliches Unterstützungsnetz immer wichtiger. Auf dem Hintergrund der Digitalisierung werden darin verstärkt Märkte für neue Kommunikationstechnologien, Alltagsdesign und Dienstleistungen gesehen.

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Bei der vom Zürcher ETH Forum Wohnungsbau im Audimax der Eidgenössischen Technischen Hochschule veranstalteten Tagung widmeten sich 14 Referenten den vielfältigen Bedürfnissen einer älter werdenden Bewohnerschaft und dem weitverbreiteten Wunsch, möglichst lange zuhause wohnen zu können.

Trend „Ageing in place“

Nach einer Auseinandersetzung mit der sich ändernden Rolle von Altersbildern und Stereotypen am Beginn der sehr kompakten Konferenz referierte die Geschäftsführerin der Zürcher Raumdaten GmbH die empirischen Zahlen für die Schweiz, die den immobilienwirtschaftlichen Rahmen für den aktuellen Wohnmarkt mit Blick auf die Alten abgeben: Der Wunsch, in der angestammten Wohnung möglichst lange zu bleiben, schlägt sich vor allem darin nieder, dass Ältere deutlich häufiger im alten Wohnungsbestand wohnen. Die Hälfte der 65- bis 79-Jährigen und zwei Drittel der über 80-Jährigen wohnt in Gebäuden aus Bauperioden vor 1971. Letzterer ist aber in der Regel nicht barrierefrei und altersgerecht ausgebaut. In den Neubauten gibt es deutlich weniger Altenhaushalte. Mit zunehmendem Alter schrumpft die Haushaltsgröße und steigt folglich der Pro-Kopf-Wohnflächenverbrauch stark. Ein Umzug in Kollektivhaushalte – Alters-WG oder Altenwohnheime – wird so lange wie möglich aufgeschoben.

Mit dem verständlichen Wunsch der meisten Alten, möglichst lange im gewohnten Zuhause zu bleiben, steigen die Herausforderungen an den Wohnungsbestand, zumal die vertrauten Wohnungen häufig aus einem Lebensabschnitt stammen, in dem sich die zunehmende Altersmühsal noch nicht zeigte. Aus dieser Situation ist inzwischen ein breites Feld an Angeboten entstanden: sei es die Unterstützung durch Haushaltshilfen, ambulante Altenpflege und auch technologische Entwicklungen wie Geräte, die im Alltag und in Notfällen den Menschen zur Seite stehen, aber auch moderne Software, Apps u.a.m.

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Keine Anreize für Wohnungswechsel

Nicht nur die Macht der Gewohnheit allein ist für das „Ageing in place“ verantwortlich und verhindert späten Wohnungswechsel, sondern auch der Faktor Wohnkosten. Je länger man in einer Wohnung wohnt, desto preisgünstiger wird diese im Vergleich zum Immobilienmarkt. Wer sein Zuhause gefunden hat, bleibt meist dort, so lange es nur geht, auch wenn die Wohnung mit der Zeit zu groß wird.

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