Standard für das ganze Wohnhausleben

Vielfalt im Wohnbau steht – so die herkömmliche Einschätzung – im Widerspruch zu serieller Bauweise. Aber nur diese kann die Kostenschere im Neubau wirklich schließen. Bei einem Großprojekt der Stadterweiterung in Wien versucht die Sozialbau AG den optimalen Weg von der Planung über den gesamten Lebenszyklus. Hannes Stangl baut dabei auf BIM.
ROBERT KOCH

Standardisierte Vielfalt heißt die Leitidee für das Projekt im bislang größten Bauträger-Wettbewerb des Wohnfonds Wien, ausgeschrieben im Sommer 2018 für einen neuen Stadtteil in Wien 22, Berresgasse. Dort sollen bis 2022 rund 3.000 geförderte Wohnungen entstehen, nebst allen Einrichtungen der Infrastruktur. Bearbeitungsgebiet 6 allein wird 730 Wohnungen beherbergen. Mit ihrem „ambitionierten Projekt“ – erklärt Hannes Stangl – traten drei gemeinnützige Bauträger gemeinsam an und waren erfolgreich: Wohnbau – eine Genossenschaft im Sozialbau-Verbund – mit Pichler & Traupmann Architekten, EGW Heimstätte mit Baumschlager & Eberle sowie Heimat Österreich, deren Planung die Projektbau Projektmanagement GmbH beisteuert.

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Der richtige Weg

„Wir wollen innovative Standardisierungsprozesse von der Planung über die Herstellung bis zur Bewirtschaftung entwickeln“, referierte Hannes Stangl, Technik-Direktor der Sozialbau AG, kürzlich beim Architektur-Festival „Turn On“ im Radiokulturhaus des ORF. Denn nur eine serielle Bauweise mit Vervielfältigung von Bauelementen wäre „der richtige Weg“ in die Zukunft leistbaren Wohnbaus. Dabei gelte es, „so viele Teile wie möglich“ seriell herzustellen – „die Kunst ist, jenen Schnittpunkt zu finden, wo die Vorfertigung günstiger“ als herkömmliche Bauweisen kommt. Überdies müsse die Bauweise „gestalterische Vielfalt zulassen“.

Wie diese Anforderungen zu erfüllen sind, weiß Architekt Johann Traupmann: „Wir haben Grundrisse entwickelt, die – nicht unähnlich den gründerzeitlichen Häusern – von einer Mittelmauer-Bauweise gekennzeichnet sind.“ Dieser effiziente Bautypus beruht auf einem von der Tiefgarage über sämtliche Geschosse durchgängigen Tragsystem mit einem Achsmaß von 5,10 Meter. Elementdecken aus Fertigteilen überspannen sämtliche Räume. An den tragenden Außenwänden kommen vorgefertigte Sandwich-Elemente zum Einsatz. Dennoch sind die „unterschiedlichen Handschriften“ der beteiligten Architektenbüros an den Fassaden deutlich erkennbar. Traupmann etwa setzt auf eine markante Wabenstruktur. Arkaden entlang der Blockränder verbinden drei Architekturen zu einer städtebaulichen Einheit.

Die neue BIM-Strategie

„Das gesamte Projekt sowie alle zur Verwendung gelangenden Fertigteile werden in Building Information Modelling geplant“, erklärt der in BIM-Planung versierte Architekt, dessen Headquarter für den ÖAMTC in Wien zu internationalem Renommee geführt hat. „Für die Einführung von BIM in unser Unternehmen haben wir uns klare Ziele gesetzt.“ ergänzt Hannes Stangl: „Wir wollen nicht alles, was dieses Planungstool kann, sondern selbst die Anforderungen definieren.“ Aus der Sicht eines Bauträgers, der Gebäude auf Dauer in seinem Bestand hält, gelte es die Vorteile zu generieren. Stangl nennt dies „Auftraggeber-Informations-Anforderungen“ – kurz AIA. Und solche habe es „für den Wohnbau noch nicht gegeben“.

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Die spezielle BIM-Strategie wurde in Workshops mit Sozialbau-Mitarbeitern aus Planung, Technik, Hausverwaltung, IT und Sanierung entwickelt. Diese konzentriert sich auf Schwerpunkte wie „frühzeitige Kalkulationssicherheit. Betrachtung der Lebenszykluskosten, Datenverwaltung für Baustellenlogistik und Optimierung der Bewirtschaftung“. Die vier Säulen des Datengebäudes bieten Sicherheit im bislang kaum überblickbaren Kostengefüge…

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