Mehr als nur Technik und Hülle

Für Bauträger rechnet es sich, energieeffizienter zu bauen, als es Förderungen vorgeben. Der Klimaschutz muss allerdings weitergedacht werden als in den Kategorien Technik und Gebäudehülle.
MARIETTA ADENBERGER

Beinahe die Hälfte des Energieverbrauchs in Europa fließt in Gebäude. Für Bauträger gibt es Anreize, das zu ändern: Während die Ausgaben der Wohnbauförderung im Eigenheimsektor seit Jahren rückläufig sind – 2017 gab es ein historisches Tief –, liegt sie im mehrgeschossigen Neubau nach wie vor an einsamer Spitze. Das ergab auch ein Rundruf von WohnenPlus unter Wohnbauexperten. Der Wiener Wohnbauforscher Wolfgang Amann, IIWB, bestätigt: „Nach der Wohnbauförderung kommt lange nichts, irgendwann erst der Sanierungsscheck des Bundes.“ Auch laut dem Österreichischen Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen, GBV, spielt die Wohnbauförderung eine große Rolle bei den Anreizen für klimarelevante Maßnahmen. Steuerliche Förderungen spielten im Neubau für Gemeinnützige überhaupt keine Rolle, heißt es aus dem GBV. Für die Sanierung von Wohngebäuden haben einzelne Bundesländer in ihren Wohnbauförderungen ebenfalls Anreize. Zusätzlich gibt es bei Sanierungen auch Förderungen des Bundes.

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Doch was haben Bauträger davon, wenn sie besonders energieeffizient bauen? Der gemeinnützige Sektor ist bekannt dafür, aus eigenem Antrieb sehr innovationsorientiert zu arbeiten. „Viele machen regelmäßig mehr für den Klimaschutz, als von der Wohnbauförderung vorgeschrieben. Der aktive Qualitätswettbewerb fördert ein Interesse an Differenzierung“, so Amann. Die Vorteile: „Ein Know-how-Vorsprung gegenüber Mitbewerbern, ein öffentlichkeitswirksamer Image-Aufbau und nicht zuletzt ein robuster Gebäudebestand gegenüber sich ändernden klimatischen Bedingungen – wie Gebäude, die sich im Sommer weniger stark überhitzen“, ist Monika Auer, Generalsekretärin der unabhängigen Non-Profit-Organisation Ögut überzeugt.

Ein weiterer Innovationstreiber ist, dass Gemeinnützige gleichzeitig bauen und verwalten. Zukunftsorientierte Neubauten versprechen eine langfristig einfachere und erfolgreiche Verwaltung. Einen Vorteil für Bauträger und Kunden streicht Harald Repar vom Landeswohnbau Kärnten, LWBK, heraus: „Energieeffiziente Bauweisen reduzieren die laufenden Kosten in der Bewirtschaftung von Objekten und tragen so zu leistbarem Wohnen bei.“

Lage und Form

Beispielhafte Baupro- jekte gibt es österreichweit. Das Projekt „Mooserkreuz” der Alpenländischen Heimstätte in der Tiroler Gemeinde St. Anton etwa, wurde vom Bundesministeriums für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT), zum Objekt des Monats Oktober 2018 gekürt (Klimaaktiv Gold-Standard). Das Gebäude mit zwölf Eigentums- und Mietwohnungen vereint den Passiv- haus-Standard mit einem erneuerbaren Heizsystem (Hackgut). Verwendet wurden ökologische Bauprodukte bis hin zu regionalen Hölzern. Auch ein lösungsmittelfreies Raumklima wurden nachgewiesen.

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Manche Gemeinnützige beteiligen sich zudem aktiv an Forschungsprojek- ten wie etwa die Wien Süd Gruppe, die Gedesag, die Salzburg Wohnbau oder die Neue Heimat Tirol. Im Dezember
erfolgte die Schlüsselübergabe eines zweiten Passivhausprojekts mit ökologischem Wärmepumpen-Kaskadensystem der Alpenländischen in Längenfeld. Der Strombedarf wird von einer Photovoltaikanlage am Dach ergänzt, deren Auslegung durch eine extern überwachte Studie optimiert wurde, um das Verlustpotential so gering wie möglich zu halten Ende Februar 2019 wurde in Krems etwa der österreichweit erste Online-Leitfaden für state-of-the art Bauwerksbegrünung für klimaresiliente Städte vorgestellt. Im Fokus standen Maßnahmen, mit deren Hilfe die Planung von Gebäudebegrünungen erleichtert werden soll, um der sommerlichen Überhitzung in Städten entgegenzuwirken. Mit der Gedesag ist an dem Projekt „Greenovate K(r)EMs“ neben der Stadt Krems, der Donau Universität Krems, dem Forschungsunternehmen Green4Cities und dem Projektentwickler YESA Central Europe auch eine Wohnbaugesellschaft beteiligt…

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