Liebe Leserin, lieber Leser! Bauen, zurück zur neuen Einfachheit – Warm- und kaltgehende Leitungen könnten der Anfang sein

Seit Jahren bejuble ich den technischen Fortschritt, gerade wenn es ums Bauen geht. Nun muss ich einsehen: Technischer Fortschritt ist wichtig, aber er muss auch beherrschbar sein. Mit anderen Worten. In den letzten Jahren haben wir das Gebäude neu erfunden. Lag der Anteil an Technik vor 20 Jahren noch bei ca. 20 %, sind wir heute schon bei fast 50 %. Digital, Material und BIM, alles auf einmal. Technischer Fortschrift? Ja und Nein. Wo ist der Mensch, der alles verarbeiten soll? Hält er Schritt? Nein! Fast alles ist neu, da bleibt die Vertrautheit mit den alten Abläufen auf der Strecke. Wann entdecken Architekten, dass Technik im Gebäude auch Platz braucht? Wann kommen wir zu einer ganzheitlichen Betrachtung der Vorschriften und Normen? Wann helfen wir dem Handwerk, dass alles fehlerfrei umsetzen soll, die neue Gebäudewelt zu verstehen? Warum? Weil auch wir ein Teil des Systems sind. Weil auch wir die Baufehler, die Milliarden kosten, die uns krank machen, mit zu verantworten haben. Weil auch wir die Zusammenhänge nicht mehr verstehen. Wir wähnen uns in versicherter Sicherheit. Der Bauherr, der Planer, der Architekt, alle.

Warum entstehen im Eutiner Krankenhaus, in einem 14 Jahre alten Gebäude, über 1.200 Leitungswasserschäden? Pfusch? Falsches Material? Unsachgemäßes Benutzen? Es ist von allem etwas. Bauen ist so komplex geworden, dass wir die Folgen nicht mehr abschätzen können. Die Normen, Vorschriften, das Erlernte, die Wertschöpfungsmodelle hinken hinter der Geschwindigkeit des Fortschritts hinterher. So schleichen sich Fehler ein.

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Geht es auch einfacher?

Ein Beispiel gab das Viega-Fachsymposium über Trinkwassergüte. Hier forderte Jörg Schneider vom Energiebüro vom Stein ein Umdenken. Sein Thema: Das Verlegen von warm- und kaltwassergehenden Leitungen – immer nebeneinander, so haben wir es immer gemacht! Nun erwärmt sich aber das Kaltwasser in der Leitung, zur Freude der Legionelle. Die Ingenieurs-Welt spricht von Kühlsystemen als Abhilfe. Technik schlägt Technik!? Zu welchem Preis? Schneider schlägt die Einfachheit vor: Getrennt verlegen. Allerdings ist hier noch der Architekt, der Herr über die Gebäudehülle, die Hürde. Er muss der Technik den Raum geben! Und schon sind wir beim Helfer BIM! BIM als Mediator, damit die Akteure am Bau an einem Strang ziehen, der, der die Hülle setzt, der, der sie planerisch füllt, der, der sie händisch mit Material bestückt. Warum nicht? Eine Idee, die wir auch mal für das gesamte Gebäude denken sollten. Zurück zur neuen Einfachheit auf höchstem technischem Niveau.

Aber vorher mehr über das Fachsymposium Trinkwassergüte ab Seite 11 April 2019.
Eine neue Technik-Ausgabe, mit neuen Inhalten.

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Klicken Sie mal rein.
Ihr Gerd Warda

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