Klimaschutz – Politik bremst Wärmepumpenmarkt aus! Was muss sich ändern, Herr Dr. Schiefelbein?

Ob im Bestand oder im Neubau: Bezahlbar Bauen und bezahlbar Wohnen ist eine Maxime der nachhaltigen, bestandshaltenden Wohnungswirtschaft. Wer heute zukunftsweisend und klimaschonend plant, denkt an Wärme im Winter und Kälte im Sommer, an Messen und Steuern, an Mieterstrom etc., eingebunden in die digitale Welt der wohnungswirtschaftlichen Bewirtschaftung. Klimaexperten sagen, ohne Wärmepumpe schaffen wir die Klimaziele nicht. Kommen wir an der Wärmepumpe nicht vorbei? Wohnungswirtschaft heute.energie im Gespräch mit Dr. Kai Schiefelbein, Technik-Geschäftsführer bei Stiebel Eltron.

Herr Schiefelbein, welche Rolle spielt die Wärmepumpentechnologie im Energiemix der Zukunft?

Dr. Kai Schiefelbein: Im Wärmemarkt ist die Wärmepumpe die Schlüsseltechnologie der Energiewende. Nur sie ermöglicht die Kopplung der Sektoren Strom und Wärme und nur die Wärmepumpe macht es möglich, ein Gebäude in Mittel- und Nordeuropa ganzjährig mit erneuerbarer Energie zu beheizen. Die CO2-Einsparziele gemäß dem Klimaschutzplan der Bundesregierung lassen sich nur mit dem Einsatz der Wärmepumpe erreichen, und natürlich spielt dabei die Wohnungswirtschaft mit ihrem riesigen Immobilienbestand eine immens wichtige Rolle.

2030 werden zwischen 3,4 Mio. (dena Technologiemix, 80 % Reduktionsszenario bis 2050) und 8,1 Mio. Wärmepumpen (Agora-Energiewende, 95 % CO2-Reduktionsszenario) im Feld alleine in Deutschland benötigt. Heute liegt der Wärmepumpenbestand in Deutschland aber nur bei 800.000 Wärmepumpen, jährlich werden gerade mal rund 80.000 neue Geräte installiert. Es wird politisch nicht einfach werden, die notwendigen Heizungs-Modernisierungsraten zu erreichen. Ohne deutliche politische Impulse erwartet der BWP für 2030 nur einen Wärmepumpenbestand von 1,9 Mio. Stück. Aber selbst dafür ist mehr als eine Verdoppelung des Wärmepumpenbestandes innerhalb von 10 Jahren erforderlich.

Die Marktbedeutung der Wärmepumpe wird also auf jeden Fall weiter wachsen. Schon heute ist die Wärmepumpe im Neubaumarkt der am häufigsten eingesetzte Wärmeerzeuger. Sie wird mittelfristig auf jeden Fall auch in der Sanierung der wichtigste Wärmeerzeuger werden. Von der Geschwindigkeit der Markttransformation wird es abhängen, ob die Deutschland seine CO2-Reduktionsziele erreicht oder nicht.

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Was sind die Branchenhighlights auf der diesjährigen ISH?

Dr. Kai Schiefelbein: Ich kann da nur für Stiebel Eltron sprechen. Es geht darum, alle haustechnischen Funktionen – Heizen, Kühlen, Lüften und Warmwasserbereiten – über Systeme zu bedienen, die ein Höchstmaß an erneuerbaren Energien einkoppeln. Dazu gehört – und das ist sicher ein großes Thema der ISH – die weitere Digitalisierung der Haus- und speziell der Heizungstechnik. Sie sorgt für noch mehr Effizienz, eine höhere Betriebssicherheit und mehr Komfort für Nutzer wie Betreiber. Stiebel Eltron wird zum Beispiel eine intuitiv bedienbare App zur Steuerung der Heizungsanlage vorstellen, genauso wie ein neues Energiemanagementsystem, das die Optimierung des PV-Strom Eigenverbrauchs mittels der Wärmepumpe weiter voranbringt.

Zudem wird Stiebel Eltron erste Wärmepumpenstudien mit einem extrem umweltfreundlichen Kältemittel mit einem sehr niedrigen Beitrag zum Treibhauseffekt (Faktor 10 geringer als heute marktüblich) zeigen.

Was hat sich technologisch seit der vergangenen ISH vor zwei Jahren geändert?
Dr. Kai Schiefelbein: Durch das Kältemittel-Phase-Down in Europa müssen sich alle Anbieter von Wärmepumpen mit der Entwicklung neuer Kältekreise für neue Kältemittel beschäftigen. Bei Stiebel Eltron profitieren wir dabei davon, dass wir heute zur dynamischen Simulation von Kältekreisen im Stande sind und damit das Kältekreisdesign schon in einer frühen Phase des Entwicklungsprozesses fertigstellen können…

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