Genossenschaften: Tut weiterhin Gutes und redet mehr darüber! Wie die WBG Kontakt und die Baugenossenschaft Bad Cannstatt eG

Erst die Diskussion um Enteignung und jetzt droht in Berlin auch noch der Mietendeckel. Aktionen wie diese zeigen die Hilflosigkeit, mit der die Politik versucht, dem Wohnungsmangel zu begegnen. Dass sie damit die Falschen bestraft, geht in der hitzig geführten Diskussion oft unter. Es sind aber gerade gemeinwohlorientierte Unternehmen wie Genossenschaften, die per se das Potenzial haben, für Entspannung auf dem Wohnungsmarkt zu sorgen. Doch ihre wohnungspolitische und gesellschaftliche Bedeutung wird oft nicht ausreichend anerkannt. Dabei haben sie es zum Teil selber in der Hand, dies zu ändern.

Sie sind demokratisch organisiert und nur ihren Mitgliedern gegenüber verpflichtet, für die sie guten, bezahlbaren und sicheren Wohnraum schaffen. Sie fördern ihre Mitglieder wirtschaftlich, sozial und kulturell. Und die Gewinne reinvestieren sie zum Wohle des Unternehmens und damit ihrer Mitglieder, die gleichzeitig Eigentümer sind.

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Gegenentwurf zur Preistreiberei

Genossenschaften sind zu gut für diese Welt, so scheint es. Ihre Vorteile nimmt die Öffentlichkeit oft nicht wahr. Schlimmer noch, in der öffentlich geführten Diskussion, das zeigte sich besonders jüngst in Berlin, werden sie mit den rein profitorientierten Wohnungsunternehmen wie Vonovia oder Deutsche Wohnen in einem Atemzug genannt. Dabei ist genossenschaftlicher Wohnungsbau der genaue Gegenentwurf zur Preistreiberei auf dem Wohnungsmarkt. Doch die Politik lässt es oft an Wertschätzung, aber auch an konkreter Unterstützung vermissen.

„Man fühlt sich stiefmütterlich behandelt“

„Man fühlt sich als großes Wohnungsunternehmen schon etwas stiefmütterlich behandelt.“ Jörg Keim ist Vorstand der Wohnungsbau-Genossenschaft Kontakt (WBG Kontakt), mit rund 15.600 Wohnungen in Leipzig, Zwenkau, Böhlen und Hartha eine der größten Wohnungsbaugenossenschaften der Region. Die WBG Kontakt und die anderen fünf großen Leipziger Wohnungsbaugenossenschaften sind mit 16,5 Prozent Marktanteil der größte Akteur am Leipziger Wohnungsmarkt. Etwa ein Viertel ihrer Mitglieder erhalten Transferleistungen.

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Die kommunalen Wohnungsgesellschaften, die in erster Linie für die Versorgung dieser Bevölkerungsgruppen mit bezahlbarem Wohnraum zuständig sein sollten, können diese Aufgabe allein nicht erfüllen. Dadurch, dass sie bezahlbaren Wohnraum für breite Schichten der Bevölkerung schaffen, nehmen Genossenschaften wie die WBG Kontakt der Stadt Leipzig diese wichtige Aufgabe ab – und zwar ohne dafür einen gesellschaftlichen Auftrag zu haben.

In Zahlen ausgedrückt sieht das so aus: Die durchschnittlichen Mieten der WBG Kontakt lagen Ende 2018 bei 4,77 Euro, in ganz Leipzig betrug der Wert 5,88 Euro. Aus dem Differenzbetrag von 1,11 Euro ergeben sich umgerechnet auf die gesamte Wohnfläche der Genossenschaft etwa elf Millionen Euro, die sie als sozialen Beitrag durch ihre substituierende Tätigkeit für die Stadt leistet.

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