EED – Fokus auf den menschlichen Faktor – Mit der App „Cards“ und einem Tür-Display 20 % Heizenergie und gut 24 % beim Wasser gespart

Investitionen in moderne Energietechnik oder Wärmedämmung verfehlen die prognostizierte Einsparwirkung, wenn es nicht gelingt, das Verbrauchsverhalten der Wohnungsnutzer zu ändern. Mit der App „Cards“ zeigt die noventic Tochter KeepFocus in einem Kopenhagener Vorort, wie sich der Rebound-Effekt verhindern lässt – und gleichzeitig die Vorgaben der neuen EU-Energieeffizienz- Richtlinie (EED) erfüllt werden können.

Der tägliche Blick auf den Bildschirm

Der Blick auf den kleinen Bildschirm an ihrer Wohnungstür ist für Susanne Nielsen inzwischen zur Selbstverständlichkeit geworden. Die Informationen, die sie dabei erhält, haben ihr Verhalten im Umgang mit Energie und Wasser grundlegend geändert. „Ich schaue fast täglich auf den Screen“, sagt die 62-jährige. „Und ich achte viel genauer darauf, wieviel ich heize oder dusche. Schließlich bin ich diejenige, die dafür bezahlt.“ Nielsen ist eine von 367 Mietern der gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft Maglelund im Kopenhagener Vorort Brøndby Strand, die seit Anfang 2017 die neue Technik nutzen können.

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Die App „Cards“, die über den 11-Zoll-Bildschirm abrufbar ist, hat die dänische noventicTochter KeepFocus entwickelt. Sie liefert den Bewohnern auf dem kleinen Screen neben der Tür nicht nur ihre aktuellen Verbrauchsdaten, sondern vergleicht diese mit dem eigenen Verbrauch in der Vergangenheit oder dem Durchschnittsverbrauch in der Nachbarschaft und bietet weitere Informationen zu Wetter oder öffentlichem Nahverkehr.

Ein großer Vorteil für die Wohnungsbaugesellschaft: Mit „Cards“ ist das Unternehmen heute schon EED-ready. Denn neben dem Einsatz fernauslesbarer Infrastruktur verpflichtet die Richtlinie Vermieter ab dem 01.01.2022 dazu, Mietern in Liegenschaften mit fernablesbaren Erfassungsgeräten monatlich Verbrauchsinformationen zur Verfügung zu stellen. Schon ab dem 25.10.2020 sollen diese, bei entsprechender Infrastruktur, dem Wohnungsnutzer mindestens halbjährlich zur Verfügung gestellt werden – mit „Cards“ haben die Mieter jederzeit Zugriff auf ihren aktuellen Verbrauch.

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„Die reinen Daten zum Energie- oder Wasserverbrauch wären allein nicht so spannend, deshalb versorgen wir die Nutzer von ,Cards‘ mit weitere Inhalten, die für sie relevant sind“, erklärt Mark Blumenkranz, der als User Experience Project Manager bei KeepFocus an der Entwicklung der App beteiligt ist. Das Unternehmen aus dem jütländischen Silkeborg verfügt über langjährige Erfahrung mit dem Sammeln und Verarbeiten großer Datenmengen von Zählern und Sensoren. Der Ausbau der datenbasierten Messinfrastruktur mit dem Smart Metering eröffnet der dänischen noventic Tochter neue Wege, um mit ihren Produkten und Services die Wohnungswirtschaft beim Einsparen von Wasser und Energie zu unterstützen. Im Unterschied zu vielen etablierten Anbietern bietet KeepFocus technologieoffen Systeme an, die der Kunde mit den Plattformen seiner Wahl verbinden kann.

Intelligente digitale Lösungen für den Klimaschutz in Dänemark

Damit gehört KeepFocus zu den Innovationsführern in Dänemark, das weltweit eine Vorreiterrolle im Kampf für mehr Klimaschutz einnimmt. Auf dem Weg zum hundertprozentigen Einsatz regenerativer Energien bis 2050 hat sich das Land ehrgeizige Ziele gesteckt, an denen sich auch die Bestandshalter auf dem Immobilienmarkt orientieren müssen. Auf 55 Prozent soll der Anteil der Erneuerbaren bis 2030 steigen, bereits 2020 muss der Bruttoenergieverbrauch um 12 Prozent niedriger liegen als 2006.

Im Gebäudesektor setzt Dänemark auf effiziente Lösungen mit Nah- und Fernwärme. Schon seit 2013 ist der Einbau von Ölund Erdgasheizungen in Neubauten verboten, seit 2016 gilt dies auch für Bestandsgebäude. Der sparsame Umgang mit Energie mit Hilfe intelligenter Lösungen bei Verbrauchsmessung und Energiemanagement ist für die dänische Wohnungswirtschaft daher längst eine entscheidende Voraussetzung für den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg.

Rebound-Effekt ist regelmäßig zu beobachten

Nachhaltiges Energiesparen im Immobiliensektor lässt sich allerdings nur umsetzen, wenn auch die Menschen, die in den Gebäuden wohnen, involviert werden – das gilt auch, wenn etwa im Rahmen einer energetischen Sanierung gedämmt und die Heizungsanlage erneuert wird. Regelmäßig sind danach sogenannte Rebound-Effekte zu beobachten: Bewohner ändern ihr Verhalten, weil sie nach der Modernisierung von einem effizienteren Energieeinsatz ausgehen, und erhöhen ihren Verbrauch – zum Beispiel, indem sie wenig genutzte Räume stärker heizen oder Fenster länger geöffnet lassen.

Der Rebound-Effekt kann dazu führen, dass die Sanierung die erhoffte Wirkung verfehlt. Studien belegen, dass die Einsparungen um bis zu 30 Prozent geringer ausfallen können als prognostiziert. Visuelle Anwendungen wie „Cards“ können helfen, das Bewusstsein für den eigenen Verbrauch zu schärfen und somit dem Rebound Effekt entgegen zu wirken.

„Cards“ bietet verschiedene Anreize für Nutzer

Um möglichst viele Anlässe zu schaffen, „Cards“ regelmäßig zu nutzen, haben die Entwickler schon bei der Konzeption der Software darauf geachtet, unterschiedliche Anreize zu bieten, um den Bildschirm an der Wohnungstür einzuschalten. Über die verschiedenen „Karten“, die der App ihren Namen gegeben haben, können neben den Verbrauchsdaten etwa Nahverkehrsfahrpläne, der örtliche Wetterbericht oder Informationen der Hausverwaltung abgerufen werden…

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